Was Sie (vielleicht) noch nicht über Weihnachten wussten … 

Bernd Reineke

Der älteste Weihnachtsmarkt ist nicht für Aachen überliefert, auch wenn wir das als anerkannte Printenstadt (siehe unten) gerne so hätten :-). Vielmehr fand im Jahre 1310 in München am Marienplatz der erste urkundlich erwähnte Nikolausmarkt statt. Direkt danach kommt 1384 der Bautzener Wenzelsmarkt.

Es gibt im Steirischen Volksarchiv in Graz die wohl umfassendste Sammlung an Weihnachtsliedern: 8355 Werke rund um Weihnachten sind dort registriert.

Das älteste bekannte Weihnachtslied ist in einem Aachener Evangelienbuch aus dem Jahre 1100 belegt und trägt den Titel „Sei uns willkommen Herre Christ“.

Das Datum 25. Dezember als Tag Christi Geburt ist kein historisch belegter Fakt, sondern geht sehr wahrscheinlich auf das heidnische Fest „Sol Invictus“ („unbesiegbare Sonne“) zurück. Die erste Datierung für das Weihnachtsfest lässt sich für den 25. Dezember 336 finden, das die frühen Christen parallel zu den nicht-christlichen Römern feierten. Wann genau Jesus von Nazareth zur Welt kam, lässt sich bislang nicht sicher belegen.

Weihnachten hieß auch bei uns nicht immer „Weihnachten“! Als die Germanen im Zuge der Christianisierung im 7./8. Jahrhundert das Fest der Geburt Christi feierten, sprachen sie vom „Christfest“ oder „Lichtfest“. Der Begriff „Weihnachten“ entstand erst im 12. Jahrhundert aus der Benennung „ze wîhen nahten“ („in den heiligen Nächten“).

Die erste urkundliche Erwähnung des Christstollens stammt aus dem Jahr 1329 aus Naumburg an der Saale. Die Zusammensetzung des Stollens hat sich bis heute weitestgehend nicht verändert. Die Form soll an ein in Windeln gewickeltes Kind erinnern.

Bildrechte: © A. Hoerstemeier (GNU Lizenz)
Bildrechte: © A. Hoerstemeier (GNU Lizenz)

Die Aachener Printe entstand erst in den 1820er Jahren und verdankt ihre Entstehung der napoleonischen Kontinentalsperre von 1806 bis 1814. Zu dieser Zeit konnten die Bäcker nicht mehr auf Rohrzucker und Blütenhonig (der aus Amerika kam) zurückgreifen und Honig sowie Rübenzucker wurden zu teuer. Stattdessen setzten sie Farinzucker und Rübensirup ein.

Aber erst 1820 gelang die Produktion eines festen Teiges für einen süß-herben Kräuterlebkuchen, der dann zur Aachener Printe wurde. Die erste Schokoladen-Printe kam übrigens 1870 von Henry Lambertz, dem heute wohl bekanntesten Printen-Hersteller. Das früher nur zu Weihnachten erhältliche Gebäck gibt es in Aachen aber ganzjährig in allen Varianten zu kaufen.

Natürlich gibt es auch eine „inoffizielle“ Version der Geschichte:
Im Jahr 1656 hat eine Feuersbrunst – ausgelöst durch einen Bäcker – große Teile Aachens zerstört. Der Stadt ging es wirtschaftlich schlecht und das Geld für den Aufbau war knapp.

Man erinnerte sich aber, dass es früher einen besonderen Aachener Lebkuchen gab, den Kaiser Karl der Große so sehr geliebt haben soll, dass man ihm das Rezept mit ins Grab gegeben hat. Da alle Rezepte bei dem Feuer vernichtet worden waren und alle Versuche scheiterten, das Gebäck durch Experimentieren wieder herzustellen, machte sich ein übermütiger Bäckergeselle auf die Suche nach dem Grab Karls des Großen.

Der Junge bekam Hilfe von unerwarteter Seite – der Teufel bot seine Hilfe gegen einen noch einzufordernden Lohn an. Der Bursche ging auf den Handel ein und wurde vom Teufel in das Grab des großen Kaisers geführt. Dieser selbst schlug aus seiner ewigen Ruhe die Augen auf und gab, von der Not seiner Lieblingsstadt hörend, dem Gesellen das Rezept mit.

Die Bäcker in Aachen konnten so wieder Printen backen und das Geld floss wieder in die Stadt. Als der Teufel nun seinen Lohn einfordern wollte, bot der listige Bäckergeselle ihm ein Blech frisch gebackener, noch heißer und verführerisch duftender Printen an. Der Teufel verschlang gierig das ganze Blech auf einmal – inklusive dem Blech selbst – und bekam daraufhin solche Bauchschmerzen, dass er auf seinen Lohn verzichtete und in die Hölle fuhr.


Bernd Reineke

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Dr. Reineke promovierte im Maschinenbau und verantwortete zunächst 10 Jahre in der Industrie die Bereiche Logistik, Planung, Disposition, Entwicklung und IT.

Er berät seither Unternehmen mit den Schwerpunkten SCM, Produktionssteuerung, IT-Optimierung und Bestandsmanagement.

Die Ergebnisse seiner Projekte wurden bereits mehrfach ausgezeichnet.

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