„Als Kind wollte ich Fernfahrer werden, heute bin ich einer!“
Als ich vor über 13 Jahren den Berufszweig Unternehmensberatung gewählt habe, war mir deutlich bewusst, dass ich viel Zeit auf der Straße, auf der Schiene oder in der Luft verbringen würde. Letzteres leider nicht so viel wie eigentlich gewünscht. Gestern hat mich die Lufthansa schon wieder im Stich gelassen. Ich habe aufgehört, die Flugausfälle zu zählen. Nicht nur Dienstreisen, auch Urlaubsreisen waren ärgerlicherweise davon betroffen. Und warum? Weil die Lufthansapiloten streiken.
Streik? Nein, für mich ist das kein Streik!
Streik wäre es, wenn die Verhältnismäßigkeit der Mittel zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer stimmen würde. Hier legt eine kleine Berufsgruppe einen beträchtlichen Teil der Infrastruktur Deutschlands lahm!
Die Flugausfälle bedeuten für die Lufthansa enorme Umsatzverluste, die schon andere Fluggesellschaften an den Rand des Ruins gebracht haben. Aber nicht nur die Fluggesellschaften werden geschädigt. Auch den Reisenden entstehen zum Teil enorme Kosten. Für mich fällt mindestens ein Tag Beratungshonorar aus. Andere können Akquisitionsbesuche oder Kundengespräche nicht wahrnehmen. In Summe entstehen somit viele Millionen Euro Folgekosten, für die keiner aufkommt. Daher ist das, was sich die Piloten herausnehmen, schlichtweg Erpressung!
Natürlich bin ich für eine faire Bezahlung des Boden- und Luftpersonals. Aber hier verlangt eine kleine Gruppe von Großverdienern 20% mehr Gehalt. Für mich ist der Punkt schon lange erreicht, wo der Gesetzgeber nicht mehr tatenlos zusehen darf. Hier müssen Gesetze geschaffen werden, die solch verantwortungsloses Handeln bestrafen und es den Geschädigten ermöglichen, Schadenersatz einzuklagen. Ich habe zwar wenig Hoffnung, dass sich kurzfristig etwas ändern wird aber, wenn wir alle unseren Unmut über diesen Missstand kommunizieren, höhlt der stete Tropfen vielleicht doch noch den Stein.
Es grüßt Sie aus dem ICE
Bernd Reineke