Aus Fehlern der anderen lernen

von Ulrike Gloger

Eine Marktstudie untersucht die häufigsten Fehler bei der Auswahl und Einführung von ERP-Systemen. Berater empfehlen mittelständischen Unternehmen, bei der Software-Auswahl schrittweise vorzugehen.

Wer bei der Auswahl und Einführung eines ERP-Systems keine Fehler machen will, der sollte seine Entscheidung anhand der Negativ-Hitliste der Unternehmensberatung Abels & Kemmner überprüfen. Das Herzogenrather Unternehmen hat 102 ERP-Beratungsprojekte ausgewertet, um den Fehlerteufeln einen Namen zu geben.
Wie die einschlägigen ERP-Softwarehäuser melden, interessieren sich potenzielle Kunden zunehmend für den ROI (Return on Investment); man möchte also wissen, ab wann sich die Kosten für ein neues Softwareprojekt bezahlt machen. Wie allerdings die Unternehmensberatung Abels & Kemmner aus Herzogenrath in ihrer Marktuntersuchung von 102 ERP-Projekten herausfand, haben dennoch 90% der in Frage kommenden ERP-Systeme nicht hinsichtlich deren Kosten/Nutzen-Verhältnis verglichen. Auch deswegen wurden in 80% der Fälle ineffiziente Auftragsabwicklungsprozesse zementiert und Systeme mit zu hoher Komplexität installiert.

Merkmale Auswahl ERP-System

Erfahrungsgemäß werden in ERP-Systemen nur 15% der verfügbaren und bezahlten Funktionalität tatsächlich genutzt. Eine Überprüfung dieser Entscheidung durch externe Spezialisten ist laut Abels & Kemmner deshalb unumgänglich. Wie die Unternehmensberatung mitteilt, schätzt auch laut anderer Marktstudien der Durchschnitt aller ERP-Awender das Preis-/Leistungsverhältnis ihrer ERP-Lösung lediglich mit der Note 3,7 ein, also etwas besser als gerade mal ausreichend und damit sicherlich nicht effizienzsteigernd oder kostensenkend. So fand man auch heraus, dass zwei Drittel der Anwender bei der Auswahl des geeigneten ERP-Systems entweder gar keinen neutralen Berater zur Hilfe oder aber das Systemhaus selbst beziehungsweise Unternehmensberatungen mit Systemspezialisierung einsetzen. “Mit solchen Entscheidungswegen kommt aber kein Unternehmer zu einer wirklich objektiven Kosten-Nutzen-Abwägung, was bei einem Investment, das auch im Mittelstand häufig sechsstellig ausfällt, jedoch selbstverständlich sein sollte”, so Dr. Götz-Andreas Kemmner von der Unternehmensberatung. Es führe folglich kein Weg an einer qualifizierten und neutralen ERP-Systemauswahl vorbei. Nur so lasse sich aus dem Investment auch ein realer Unternehmensnutzen ziehen.

Die Unternehmensberater aus Herzogenrath empfehlen Unternehmen, die sich mit der Anschaffung neuer Software für die betriebswirtschaftlichen Abläufe befassen, sich zuerst die zukünftigen rationellen Organisationsabläufe zu gestalten. Darauf aufbauend sollte ein Unternehmen in einer ersten Auswahlstufe geeignete ERP-Systeme selektieren. In einer zweiten Auswahlstufe sollten diese anhand eigener Daten genauer betrachtet werden. Dabei müssen die Funktionalitäten auch unter Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten bewertet werden, ehe man zu einer auch betriebswirtschaftlich sinnvollen Entscheidung gelangt.

 Abels & Kemmner

 Der Mittelstand steht im Fokus

Die Abels & Kemmner GmbH wurde 1993 von den Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaftlern Dr. Helmut Abels und Dr. Götz-Andreas Kemmner gegründet. Einen Schwerpunkt des Unternehmens stellt die Straffung von Wertschöpfungsketten (Supply-Chain-Optimierung) bei Serien- und Variantenfertigern sowie Großhandelsunternehmen dar. Dabei geht es vor allem um Auslegung und Optimierung von Auftragsabwicklung und Logistik von den Lieferanten bis zu den Kunden sowie von der Artikelsortimentierung bis zur IT-Unterstützung. Zwei Supply-Chain-Konzepte erhielten bereits Best-Practice-Preise.

Den zweiten Schwerpunkt bilden Restrukturierungs- und Ertragssteigerungsprojekte im Mittelstand. Aufsehen erregte A&K 1997 mit der Gründung des ersten virtuellen Unternehmens aus sechs mittelständischen Unternehmen der Automobilzulieferbranche.

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Prof. Dr. Andreas Kemmner