Geringerer Lagerbestand, höhere Lieferbereitschaft

Wer lässt sein Geld schon im Lager herumliegen? Keiner, ist doch klar. Während bei Serienmaterial die IT-gestützte Mengenoptimierung längst üblich und eingeführt ist, tut sich die IT bei Nichtserienmaterial oft schwer. Für die Prognose des Nachfrageverhaltens und damit die Höhe des Lagerbestandes fehlen geeignete Parameter. Eine Lösung für dieses Problem hat Abels & Kemmner mit der Software DISKOVER entwickelt.

Für Nichtserienmaterial – sprich Zukaufteile, die bei einem Serienfertiger nicht bzw. nur indirekt mit der Produktion in Verbindung stehen, wie Büro- und allgemeines Verbrauchsmaterial, Instandhaltungsmaterial und Werkzeuge, suchte die Stabilus GmbH, Koblenz, eine neue Lösung zur Optimierung des Bestandsmanagements auf der Basis des eingesetzten SAP-Systems. Nach einer dreimonatigen Testphase entschied sich Stabilus für den Einsatz von DISKOVER 4.1 von Abels & Kemmner aus Herzogenrath. DISKOVER ist die Abkürzung für: DISposition mit Hilfe von KOnfidenzbereichen unter Berücksichtigung der tatsächlichen LagerabgangsVERteilung. 

Untersuchung von Nachfrageverteilungen

Nachfrage ist selten normal verteilt und daher mit klassischen Prognoseverfahren oft schwer zu ermitteln
Nachfrage ist selten normal verteilt und daher mit klassischen Prognoseverfahren oft schwer zu ermitteln  

Die Stabilus GmbH in Koblenz ist Hersteller von Systemen für hydraulische Dämpfung und Verstellung von Klappen, Türen, Sitzen in zahlreichen industriellen Anwendungen. Ein großer Anwendungsbereich der Produkte liegt in der Automobilindustrie, die die Abwicklungsprozesse im Bereich Beschaffung und Produktion von Serienmaterialien wesentlich mitgeprägt hat. Ganz anders strukturiert ist der Bereich der Nichtserienmaterialien. Sie sind einer natürlichen Fluktuation unterworfen und können mit Standardparametern, die in der Regel einen normal verteilten Lagerabgang vorsehen, nicht optimal disponiert werden. Weshalb? In der Praxis liegt der Anteil der Normalverteilungen im Lagerabgang nur bei ca. 5 %. Ein relativ großer Anteil der Verteilungen (ca. 25 %) kann hingegen überhaupt keinem theoretischen Verteilungstypen zugeordnet werden. Für die Disposition von Nichtserienartikeln, die gehäuft keinem theoretischen Verteilungstyp zugeordnet werden können, suchte Stabilus eine Lösung unter SAP, mit der auch Nichtserienmaterial möglichst einfach disponiert werden kann, und fand sie in DISKOVER .

Im Zusammenspiel mit dem führenden SAP-System ermittelt Diskover die optimalen Dispositionsverfahren und -parameter. Hierbei zeichnet sich das Dispositionssystem vor allem durch den methodischen Ansatz in zwei aufeinander aufbauenden Stufen aus:

Zunächst werden die Teile in einer Artikelstrukturierung nach Bedarf und Verbrauchsverhalten geordnet. Für jede Artikelklasse werden anschließend die im Hinblick auf Bestandshöhe und geforderte Lieferbereitschaft optimalen Dispositionsverfahren und -parameter ermittelt. Diese Parameter werden abschließend auf das führende Host-System (hier SAP) übernommen oder direkt in DISKOVER zur Ermittlung der Bestellvorschläge für die Teilebeschaffung genutzt. Die Bestimmung artikelspezifischer Grundbedarfe und Sicherheitsbestände erfolgt dabei unter Berücksichtigung eines vorzugebenden Soll-Lieferbereitschaftsgrades sowie der in den Unternehmen real auftretenden Verteilungen sowohl der Lagerabgänge als auch der Wiederbeschaffungsschwankungen.

Uwe Mollenhauer, Leiter Internationale Logistik, Fertigungssteuerung und Materialdisposition (SILS) bei Stabilus: “DISKOVER ermöglicht es uns recht elegant, Bestände auf dem Niveau vereinbarter Lieferbereitschaft bei der großen Anzahl unserer Nichtserienmaterialien zu optimieren.”

Das Dispositionssystem Diskover 4.1 ist ein operatives Managementsystem für die Optimierung der Supply Chain vom Einkauf bis zur Auslieferung. Es zeichnet sich sowohl durch umfangreiche Auswahlmechanismen für die tägliche Disposition als auch durch seine Portfolioanalyse- und Simulationsfunktionen aus. Darüber hinaus bietet das Programm auch verteilungsfreie Dispositionsverfahren an. Es ist als Add-OnTool unter SAP und allen gängigen ERP-, PPS und WW-Systemen lauffähig. Der Einsatz von Diskover lohnt sich in der Regel ab einem durchschnittlichen Lagerbestandswert von ca. 2,5 bis 5 Mio. Euro. 

Erfolgsbilanz 

Unter Einsatz von Diskover erreichte Abels & Kemmner bislang bei über 40 Unternehmen zwei Ziele, die eigentlich konträr sind: Sie steigern den Lieferbereitschaftsgrad und reduzieren gleichzeitig die Lagerbestände. Bei 82% der Unternehmen konnten mindestens 15% eingespart werden, 32% konnten sogar mehr als 25% einsparen. Der größte Cluster mit 43% der Unternehmen sparte zwischen 20 und 25% ein. Herauszustellen ist dabei allerdings, dass DISKOVER als Software alleine kein Allheilmittel ist. Vielmehr ist es wichtig, dass das Know-how über Dispositionsverfahren im täglichen Betrieb angewandt wird. Hierzu ist initial immer eine Datenaufbereitung und ausführliche Analyse des Artikelportfolios sowie die intensive Schulung der Disponenten erforderlich. Darüber hinaus sollte die betriebliche Praxis auch nach Einführung von DISKOVER in regelmäßigen Abständen überprüft werden.

Ein Beispiel aus der Textilbranche ist der Mieder- und Bademodenspezialist Anita Dr. Helbig GmbH, bekannt für perfekte Passform seiner Produkte. An seiner perfekten logistischen Passform hat das Unternehmen zusammen mit Abels & Kemmner erarbeitet. Eine sehr konservativ angelegte Überbestandsanalyse ergab bereits ein Bestandsreduzierungspotenzial in Höhe von 19%. Das tatsächliche Einsparpotenzial betrug nach gezielten Bestandssimulationen 26,3%. Das Beratungsprojekt amortisierte sich bei einem Lagerhaltungskostensatz von 15 % somit in nur vier Monaten.

DISKOVER bei Montblanc: Die zentrale Absatzplanung der rund 1.000 Warengruppen und 3.000 Artikel präzisiert die Montblanc Simplo GmbH, Hamburg, seit gut einem Jahr mit dem an die SOP-Funktion von SAP R/3 gekoppelten AddOn-Tool Diskover 4.1. Seitdem können Bedarfsspitzen und Lieferengpässe trotz Variantenvielfalt und Saisongeschäft früher erkannt und damit rechtzeitig abgebaut werden. Zur Verschlankung der Lager wurden darüber hinaus eine JiT-Fertigung und ein Kanban-System eingeführt, das an SAP gekoppelt ist. Durch diese Restrukturierung wird der Lagerbestandswert um 48% gesenkt, also fast halbiert. Ein wesentlicher Faktor ist dabei der Abbau des Fertigproduktlagers, in das die Wertschöpfung einkalkuliert werden muss. “Mit DISKOVER haben wir ein praxisnahes wirtschaftliches Werkzeug gefunden, das unsere SAP-Welt sehr gut unterstützt”, so Burkard J. Kiesel, Direktor Technik bei Montblanc-Simplo.

Der mittelständische Fachgroßhändler für Küchenzubehör, Alfred Rudolph GmbH & Co. KG aus Halver, arbeitet mit dem ERP-System FAMAC von Bäurer. Zunächst nutzte man DISKOVER offline, um in einem Einführungsprojekt das Optimierungspotenzial zu ermitteln. Seit die Disponenten selbst die Möglichkeiten von DISKOVER im Tagesgeschäft voll nutzen können, haben sich die Bestandssituation und auch der Umsatz deutlich verbessert. Die Bestandsreichweite als Verhältnis von Bestand durch Verbrauch hat sich von 1,93 auf 1,07 Monate fast halbiert. Dies entspricht quasi einer Verdopplung des Lagerumschlages.

Die englische Tunstall Group Ltd., ein Hersteller von elektronischen Systemen zur Betreuung von behinderten, kranken und alten Menschen in ihrem Wohnumfeld, arbeitet mit BAAN. Unter Anwendung von DISKOVER wurde herausgefunden, dass sich die Fertigwarenbestände um 45% verringern ließen, bei deutlich verbesserter Lieferbereitschaft von 98%.

IT-Fakten 

DISKOVER läuft als Client auf allen Windowsplattformen. Der zentrale Datenbank Server (z. B. Oracle, MS-SQL) kommuniziert über eine standardisierte Schnittstelle mit dem führenden ERP System. Je nach Datenvolumen sind Client und Server auszulegen: Mindestvoraussetzung für das System sind Intel Pentium 111 Prozessor, 64 MB RAM, 10 MB Festplattenspeicher für den Client sowie 200 MB freier Plattenspeicher auf dem Server. Der Server wird als Windows NT/2000-Server aus gelegt.

Abels & Kemmner 

Die Abels & Kemmner GmbH wurde 1993 von den Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaftlern Dr. Helmut Abels und Dr. Götz-Andreas Kemmner gegründet.
Einen Schwerpunkt des Unternehmens stellt die Straffung von Wertschöpfungsketten (Supply-Chain-Optimierung) dar.
Den zweiten Schwerpunkt bilden Restrukturierungs- und Ertragssteigerungsprojekte.. Hier werden Fortführungsprognosen sowie Restrukturierungs- und Downsizing-Konzepte erarbeitet und in den Unternehmen umgesetzt. Durch erfolgreiche Sanierungen mittelständischer Unternehmen hat sich das Unternehmen einen Namen im Krisen- und Turnaround-Management gemacht.

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Dr. Bernd Reineke

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