Kurz & Bündig: Fortschrittszahlen

Ursprünglich aus der Automobilindustrie stammend, werden Fortschrittszahlen vor allem in der Großserienproduktion als Steuerungsverfahren zwischen Zulieferer und Kunden eingesetzt: Sie stellen die kumulierte Menge eines Fertigungsteils zu einem festgelegten Zeitpunkt an einem bestimmten Kontrollpunkt dar. Änderungen von Terminen und Mengen können durch Fortschrittszahlen übersichtlich dargestellt und die daraus ableitbaren Bedarfe auf interne sowie externe Lieferanten übertragen werden.

Fortschrittszahl
Fortschrittszahl

Dazu bestimmt man die zu liefernden Mengen jedes einzelnen Teils für die gleichen festen Zeiträume (z. B. Arbeitswoche), um die Soll-Fortschrittszahlen zu erhalten. Der Ist-Bestand bzw. die Ist-Menge wird hingegen taggenau erfasst. So können Sie sich abzeichnende Vorlaufsituationen oder Rückstände schnell erfassen und entsprechend darauf reagieren. Als Teil einer[intlink id=”1620″ type=”post”] Just-In-Time-Planung (siehe Potenziale 3/2007)[/intlink] sind Fortschrittszahlen alternativ zu Kanban auch zur Feinjustierung der anfallenden Bedarfe geeignet, da sie fester Bestandteil von Lieferabrufen sind. Da Fortschrittszahlen auf dem FIFO-Prinzip (First In First Out) basieren, werden hier automatisch als erstes die ältesten Lagerbestände berücksichtigt.

Unser Tipp:

Fortschrittszahlen können gegenüber Kanban für die Fertigungssteuerung Vorteile bieten, wenn es zu Ausbringungsstörungen in einem von mehreren parallel arbeitenden Produktionsbereichen kommt. Während der Kanbanmechanismus die parallel arbeitenden Bereiche automatisch abbremst und damit Umlauf- und Lagerbestände niedrig hält, sorgt der Fortschrittszahlenmechanismus dafür, dass die arbeitsfähigen Bereiche weiter dem Marktvorgaben folgen, auch wenn die produzierten Komponenten zwecks Weiterverwendung auf die Komponenten des gestörten Bereiches warten müssen. Dies erhöht vorübergehend die Umlauf- und Lagerbestände, vermeidet aber teure Überstunden in allen Produktionsbereichen, wenn die Störung wieder behoben ist.

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Prof. Dr. Andreas Kemmner