Von Andreas Capellmann (SCT GmbH)
Eine präzise Prognose der Absatzpotenziale sowie die optimale Disposition der Beschaffung und Fertigung ist für die oft saisonal geprägte und variantenreiche Bekleidungsindustrie von entscheidender Bedeutung. Die Anita Dr. Helbig GmbH setzt deshalb seit rund vier Jahren die Advanced Planning and Scheduling (APS) Software DISKOVER SCO ein und konnte so die Bestandssituation und Lieferbereitschaft deutlich verbessern sowie dauerhafte Kosteneinsparungseffekte erzielen.
Die Anita Dr. Helbig GmbH fertigt und vertreibt Mieder- und Bademoden in großen Cups und Größen für werdende und stillende Mütter sowie für brustoperierte Frauen, für junge modische Frauen mit großen Oberweiten und starke Frauen mit Entlastungsbedarf. Als Lagerfertiger ist der Miederspezialist auf eine gute Planungsqualität angewiesen, um die Bestände nicht unnötig hoch steigen zu lassen, aber trotzdem die von den Kunden per Sofortorder bestellten Artikel rechtzeitig liefern zu können. Als besondere Problematik kommt bei Anita Dr. Helbig hinzu, dass die Zahl der Neuheiten in Modell- und/oder Farbgestaltung stetig zunimmt. Dadurch steigt die Zahl der Planungspositionen entsprechend an.
Variantenvielfalt steigert Unregelmäßigkeit
Durch die höhere Variantenvielfalt nimmt auch die Unregelmäßigkeit zu, was die Einschätzung der Verkaufszahlen pro Planungsposition umso schwieriger macht. In der Vergangenheit wurden die Absatzzahlen durch die Durchschnittsbetrachtung der Vergangenheitswerte ermittelt. Artikeltrends wurden damit erst sehr spät erkannt und mit gleichzeitiger Veränderung des Sortiments hin zu häufigerem Produktwechsel sank die Qualität der Planung. Dies führte zu erhöhten Beständen bei Nichtdrehern und zu mangelnder Lieferbereitschaft bei stark nachgefragten Artikeln, was besonders ärgerlich für Absatz und Kundenzufriedenheit ist.
Ungeeignete Tools führen zu Prognosefehlern
Um die Situation zu verbessern, suchte Anita Dr. Helbig zusammen mit einer Unternehmensberatung für Supply-Chain-Optimierung nach einer passenden neuen Organisationsform der Planung. Schnell wurde deutlich, dass dies nur mit geeigneten Softwaretools zu bewältigen ist. Zunächst schaute man noch nach Lösungswegen, die erweiterten Aufgabenstellungen in dem verwendeten ERP-System abzubilden, doch schnell wurde klar, dass ERPSysteme keine Spezialsysteme für Prognose und Disposition sind. Man kann diese Aufgaben zwar rudimentär mit ihnen erledigen, das Ergebnis liegt aber weit entfernt vom Optimum. Automatismen zur kontinuierlichen Optimierung der Dispo- Parameter sind praktisch nicht vorhanden.
Die richtigen Prognoseverfahren nutzen Alle ERP-Systeme, die analysiert wurden, nutzen beispielsweise ausschließlich Verfahren, die eine normalverteilte Nachfrage unterstellen wie z. B. Mittelwertverfahren oder Exponentielle Glättung. Diese ist in der Praxis aber fast nie anzutreffen. Das führt zu systematisch falschen Bedarfsprognosen und Bestandsfehlern von bis zu 40 %.
Neben dem übergeordneten ERP-System benötigt man also auch noch präzisere Spezialwerkzeuge, um optimal disponieren zu können. Man nennt diese Präzisionswerkzeuge für Disponenten auch Advanced Planning and Scheduling Software oder kurz APS-Software.
Simulationsfunktionen verdeutlichen den Unterschied
Eines der wichtigsten Kriterien bei der Wahl der APS-Software war für Anita also, dass das Tool über die erforderliche Palette an Prognoseverfahren und Parameter verfügt, um für den jeweiligen Artikel das am besten geeignete wählen und somit eine maßgeschneiderte Bedarfsprognose fahren zu können. Zudem sollte die Software detaillierte Simulationsfunktionalitäten aufweisen, mittels derer verschiedene Szenarien durchgespielt und die Auswirkungen der jeweiligen Verfahren auf die Lieferbereitschaft und das Bestandsniveau präzise vorausgesagt werden können.
Weitere Anforderungen, die Anita an die APS-Software stellte, waren:
- Dimensionierung geeigneter Sicherheitsbestände zur Abfederung von Absatzschwankungen und Versorgungsengpässen
- Möglichkeit zur automatisierten Ermittlung der Absatzerwartung ohne manuellen Aufwand.
- Prognosen auf Wochenbasis
- Planung auf Lagerposition, d.h. Artikel müssen sowohl nach Farbe, Größe und Cupgröße planbar sein
- Flexible und automatisierte Anpassung logistischer Parameter, wie z. B. die Losgrößen
- Schnittstelle von und zum ERP-System auf Basis der IBM AS400
Genauigkeit der Bedarfs- und Absatzplanung erheblich erhöht
Bei der Suche nach einem Tool, das alle genannten Anforderungen erfüllen konnte, wurde man bei der SCT GmbH und deren Supply-Chain- Optimierungssoftware DISKOVER SCO fündig. „Wir setzen DISKOVER SCO inzwischen seit rund vier Jahren erfolgreich ein. Mit diesem präzisen Dispositions-Werkzeug konnten wir die Genauigkeit unserer Bedarfs- und Absatzplanung erheblich erhöhen und dadurch unsere Bestandssituation und Lieferbereitschaft deutlich verbessern – und das bei steigender Variantenvielfalt“, erklärt Felicitas Heid-Davignon, Bereichsleiterin Produktion & Logistik bei der Anita Dr. Helbig GmbH in Brannenburg.
Schritt für Schritt Einführung
Bei der Anita Dr. Helbig GmbH wurde des APS Tool von SCT zunächst nur für die Optimierung der Bedarfsprognosen genutzt. Spezielle Anforderungen, wie u. a. die regelmäßige Anpassung der Losgrößen z.B. unter Berücksichtigung von Packeinheiten, konnten jedoch ebenfalls gelöst und innerhalb kurzer Zeit realisiert werden. In der Endausbaustufe nutzen die Disponenten DISKOVER nun als Frontend auch für die tägliche Disposition. „Durch die Stücklistenauflösung des Programms ist dabei auch die gesamte Materialdisposition viel näher am Bedarf und ermöglicht so zusätzlich dieselben Einsparungen nochmals auch in diesem Bereich. Außerdem sorgt die transparente Verbindung zwischen Materialeinsatz und Fertigteil für eine ganz neue Transparenz“, so Frau Heid-Davignon. Diese Transparenz hat letztlich dazu geführt, dass Anita Maßnahmen zur Steigerung der Materialeffizienz anstoßen konnte, durch die der Material-Ausschuss um insgesamt 29 % verringert wurde. Das Ergebnis hier: eine jährliche Ersparnis von mehreren hunderttausend Euro.
Geringere Kosten und Aufwand für Softwarelösung
DISKOVER verringert aber nicht nur den Aufwand bei der Bedienung und ermöglicht so die kontinuierliche Optimierung der Supply Chain im Tagesgeschäft. Dank des Mietlizenzmodells und Continuous Delivery minimiert DISKOVER auch Kosten und Aufwand für Anschaffung, Wartung und Betrieb der Softwarelösung. Statt massiver Erstinvestitionen für Runtime-Lizenzen fallen für Kunden von SCT nur ein im Vergleich deutlich geringerer monatlicher Betrag für die Nutzung von DISKOVER SCO an. Und dank Continuous Delivery erreichen alle neuen Software-Entwicklungen die Anwender in kürzester Zeit. Da der direkte Support der Anwender sowie die Wartungsarbeiten und Updates durch das SCT-Servicecenter erfolgen, entsteht bei der IT-Abteilung des Kunden kein fachlicher Betreuungsaufwand für das System oder seine Anwender. Verdeckten In- House-Kosten, die bei Kalkulationen für alternative Modelle gerne mal vergessen werden, fallen somit nicht an.
Unterstützung im Tagesgeschäft
Hier zeichnet sich die APS-Software durch weitreichende, im Hintergrund automatisch ablaufende Simulationsrechnungen aus, die die Planungs- und Dispositionseinstellungen und -entscheidungen kontinuierlich optimieren. Auf diese Weise profitieren auch technisch und fachlich weniger versierte Anwender von der hohen Prognosegenauigkeit und Dispositionspräzision. Die Unternehmen können sich an nachhaltig reduzierten Beständen bei Sicherstellung der erforderlichen Lieferbereitschaft erfreuen.
Zeit für das Wesentliche
Zudem können auch viele Planungs- und Dispositionsprozesse mit DISKOVER SCO automatisiert, rationalisiert und reproduzierbar gemacht werden. So gelangt man letztlich ohne größeren Aufwand zu einer verbesserten Disposition. Anstatt permanent dem Tagesgeschäft hinterherzuhecheln, haben Disponenten so endlich mehr Zeit für die wichtigen Dinge; z. B. eine intensivere Integration der Lieferanten, was weitere Einsparungen verspricht.
Dauerhafte Kostenersparnis
Die initiativ durch den Einsatz von DISKOVER SCO erzielte Kostenersparnis wird auch durch die laufenden Lizenzkosten für die Software nicht aufgebraucht, sondern ist von Dauer. Schließlich ist Bestandsreduzierung kein einmaliger, sondern ein laufender Effekt: Durch die Reduzierung ihres Lagerbestand können Unternehmen jährlich Lagerhaltungskosten in sechsstelliger Höhe einsparen. Das bestätigt auch Frau Heid-Davignon: „Ohne Optimierungssoftware fielen diese jährlichen Kosten ganz schnell wieder an. Und andere positive Effekte, die wir durch den Einsatz von DISKVOER erzielen, wie geringerer Planungsaufwand, bessere Lieferbereitschaft und Auskunftsfähigkeit, sind da noch gar nicht berücksichtigt.“
Weitere Informationen zu diesem Themenfeld finden Sie hier:
- Fallbeispiel DISKOVER in der Praxis: Mehler Texnologies GmbH
- Best-Practice-Regeln für eine leistungsfähige Absatzprognose