Wie Bestandsreduzierung Kosten senkt und Liquidität schafft
Wer eine Finanzspritze braucht, der sollte auch mal in sein Lager schauen. Durch die Optimierung der Disposition ist möglicher-weise einiges an Liquidität zu holen.Wer Sicherheiten zu bieten hat, bekommt immer Geld. Häufig können diese Sicherheiten aber nicht bereitgestellt werden. Hinzu kommt, dass Basel II und Basel III die Anforderungen an die Eigenkapitalquote der Banken erhöhen. Je höher ein Kreditrisiko bewertet wird, desto höhere Sicherheiten muss die Bank auf ihrer Seite bereitstellen und desto höher fallen die Zinsen aus. Deswegen wird die Lage für den Mittelstand in naher Zukunft nicht entspannter und vor allem auch nicht billiger. Aus diesem Grund ist die alternative Finanzierungsform mit der Finanzspritze aus dem Lager so interessant und zudem nahezu kostenlos. Bei der Bank bezahlt man im Vergleich oft acht Prozent oder mehr.
Viele Mittelständler haben diese Art der Finanzierung für sich noch gar nicht erkannt. Durch die Reduzierung von Lagerbeständen und Umlaufvermögen (Working Capital) können jedoch Liquidität geschöpft, Kosten reduziert und die Lieferfähigkeit gewährleistet, wenn nicht sogar gesteigert werden. All das geschieht ohne unternehmerische Einschränkung bei der Entscheidungskompetenz oder Rendite oder beidem. Der Vorteil einer Innenfinanzierung durch Reduzierung von Working Capital besteht also darin, dass man Herr eigener Entscheidungen und eigener Rendite bleibt. Zudem reduziert man sogar noch die Finanzierungskosten für das Vorratsvermögens, diese liegen oft zwischen 19 und 30 Prozent.
Häufig müssen Unternehmen von ihren Vorräten einen Teil abschreiben, etwa weil Haltbarkeitsdaten überschritten sind, oder die Produkte nicht mehr zu den Gestehungskosten verkauft werden können. Man muss das Gekaufte oder Produzierte lagern, gegebenenfalls auch extern und benötigt dafür Infrastruktur. Weiter ist Personal zu bezahlen, das den Lagerbestand verwaltet. Diese und weitere Kosten müssen zu den Finanzierungskosten addiert werden. Daher kostet Vorratsvermögen nicht etwa nur vier bis acht Prozent Fremdfinanzierung, sondern zwischen 19 und 30 Prozent im Jahr.
Nachhaltigkeit erreicht man nur, wenn man dafür sorgt, dass Dispositionsentscheidungen möglichst objektiv gefällt werden.
Lagerbestandsreduktion hingegen senkt die Kosten bei gleichzeitiger Erhöhung der Liquidität. Die Bestände müssen natürlich mit Bedacht reduziert werden. Die Kunst besteht darin, diese so zu reduzieren, dass mit dem reduzierten Vorratsvermögen immer noch die Lieferfähigkeit aufrechterhalten, vielleicht sogar noch ausgebaut werden kann. Dies lässt sich mit geeigneten Ansätzen in praktisch jeder Branche, ob Handel oder Produktion, erreichen.
Bestandsreduzierung – aber wie?
Als Faustformel kann man festhalten, dass in acht von zehn mittelständischen Unternehmen mindestens 20 Prozent Bestandsreduzierung zu erreichen sind. Einem statistischen Durchschnittsunternehmen des verarbeitenden Gewerbes ermöglicht dies, die Kassenmittel um 50 Prozent zu erhöhen oder 30 Prozent der langfristigen Verbindlichkeiten zu reduzieren. Das Problem vieler Unternehmen, nicht nur der Mittelständler, besteht darin, dass zwar immer wieder an der Bestandsreduzierung gearbeitet wird, die Effekte aber nicht nachhaltig sind. Nachhaltigkeit erreicht man nur, wenn man dafür sorgt, dass Dispositionsentscheidungen möglichst objektiv gefällt werden.
Praktisch alle Unternehmen setzen heute Enterprise-Resource-Planning-Systeme ein, um unter anderem ihr Lager zu disponieren. Bei den wenigsten arbeitet das System jedoch sauber, strukturiert und mit dem richtigen Fokus. Die Fehler resultieren daraus, dass die Systeme die Prozesse im Unternehmen meist nicht richtig abbilden und die Mitarbeiter von Hand nachsteuern. Hier muss also vielfach von Experten nachjustiert werden, um den richtigen Betriebspunkt zu finden und nachhaltig einzuhalten.