Auf der diesjährigen Cebit erfährt das “Internet der Dinge” einen Riesenhype. “Mal wieder”, könnte man sagen, denn das Thema ist nicht neu. Die Voraussetzung für das Internet der Dinge sind Transponder bzw. RFID-Chips, die in der Lage sind, Informationen über Funksignale auszutauschen. Die RFID-Technologie gibt es bereits seit über 50 Jahren. Kombiniert man die Eigenschaften der Transponder mit den Möglichkeiten des Internets, so lassen sich viele Visionen zur Anwendung entwickeln. Bekanntestes Beispiel ist der Kühlschrank mit Internetanschluss, der automatisch erkennt, wann welche Vorräte ausgehen und diese über das Internet wieder neu bestellt.
Warum gibt es das also nicht schon längst? Die Antwort ist ernüchternd: Was sich so toll und einfach anhört, ist in der Praxis dann doch nicht komplikationsfrei umsetzbar. Die Signale der Transponder werden nämlich von größeren Mengen Flüssigkeit oder auch von Metall in der Umgebung geschluckt und können nicht zuverlässig empfangen werden. Der im Wesentlichen aus Metall bestehende Kühlschrank ist in der Regel mit vielen Getränken und anderen Flüssigkeiten gefüllt und hat daher so seine Probleme in der Signalerkennung.
Auch die Anwendung in der Logistik kämpft mit den gleichen Problemen. Untersuchungen bei einem Paketversender haben ergeben, dass Leseraten von 96% möglich sind. Dies wäre eine Katastrophe, stellt man sich vor, dass vier von hundert Paketen verloren gehen! Was also bewirkt nun diesen Hype auf der Cebit? Es wurden vielversprechende Anwendungen vorgestellt, die es ermöglichen, den Medienbruch zwischen Objekten und IT-Systemen zu schließen. In sogenannten “Smart Factories” konnte der Einsatz der Technologien beeindruckend demonstriert werden. Werkstücke tauschen mit ihren Bearbeitungsmaschinen wichtige Informationen z.B. Geometriedaten des letzten Messvorgangs aus und ermöglichen eine quasi individuelle Behandlung im Produktionsprozess. Roboter erkennen das Werkstück und wissen, wie es zu greifen ist und welches der nächste Arbeitsprozess ist. Protagonisten sagen der Smart Factory eine ähnliche Entwicklung voraus, wie wir sie in den letzten sechs Jahren bei Smartphones beobachten konnten.
Auch wenn wir unseren Kühlschrank weiterhin manuell bewirtschaften müssen, dürfen wir tatsächlich gespannt sein, was da in Kürze auf uns zukommt!
Mit herzlichen Grüßen aus dem Internet
Bernd Reineke