Kurz und Bündig: Sicherheits­bestands­management

Das Sicherheitsbestandsmanagement

Der Begriff des Sicherheits­bestands­managements (SBM) bezeichnet die sicherheits­bestands­orientierte Verbesserung der Prozess­stabilität einer Wert­schöpfungs­kette.

Das SBM folgt der Erkenntnis, dass im Bereich der Material­wirtschaft eine Störung oder Schwach­stelle im System entweder gelöst oder durch Sicher­heits­bestand kompensiert werden muss, um zu einem stabilen Prozess zu gelangen. Dabei geht es nicht nur um die Nach­frage­unsicher­heit, die mit Hilfe des klassischen Sicher­heits­bestands in einem ERP-System abgefangen wird. Es geht um die Absicherung aller Störungen in einer Prozess­kette, angefangen bei unzuverläs­sigen Wieder­beschaffungs­zeiten, über Qualitäts­probleme in der Ferti­gung und bei Beschaffungs­teilen, ungeplante Maschinen­ausfälle, schwankende Trans­port­zeiten, etc.

Berechnet man für alle diese Prozess­unsicher­heiten die erforderlichen Sicher­heits­bestände, hat man ein gutes Maß für die Kosten der jeweiligen Prozess­instabili­täten. Der ermittelte Sicher­heits­bestands­berg würde wohl von keinem Management akzeptiert und soll auch gar nicht aufgebaut werden. Die Berechnung der theoretisch er­forder­lichen (kal­kulatorischen) Sicherheits­bestände soll vielmehr helfen, die Kosten der Prozess­instabili­täten zu bewerten und daraus die Priori­täten zur Verbesserung der Prozess­stabilität abzuleiten.

Spannend ist das SBM auch deswegen, weil es kontinuierlich vor Augen führt, was Prozess­unsicher­heiten kosten. Auch wenn keine entsprechenden Sicher­heits­bestände aufgebaut werden, entstehen diese Kosten in Form von „Reibungs­verlusten“, Liefer­problemen, Zusatz­arbeiten, Sonder­fahrten, etc. Sie versickern aber in zahl­reichen Kosten­stellen und werden so nicht deutlich.

Unser TIPP:

Da es beim SBM nicht darum geht, die „wissen­schaftlich“ präzisen Sicher­heits­bestände zu ermitteln, können die jeweiligen Sicher­heits­bestände mit einfachen statistischen Mitteln für einen zu fordernden Liefer­bereitschafts­grad berechnet werden. Wenn Sie 98% Verfügbarkeit als Zielgröße ansetzen, ergibt sich der kalkula­torische Sicherheits­bestand zu 2,054*Standard­abweichung der durch die Störung verursachten Schwankung. Ihr Ziel sollte es sein, den erforderlichen kalkula­torischen Gesamt­sicherheits­bestand kontinuierlich zu reduzieren.

Picture of Prof. Dr. Andreas Kemmner

Prof. Dr. Andreas Kemmner