Jetzt zieht die durchgängige Planungskette

Keiner weiß, wohin der Zug fährt, wer aber einen sauberen Absatzprognoseprozess aufgebaut hat, ist eindeutig im Vorteil.

Wie werden sich die nächsten Monate wirtschaftlich entwickeln? Wird die Marktnachfrage weiterhin stottern? Werden wir schnell auf Vorkrisenniveau zurückkommen? Genau weiß momentan niemand, wie sich die Dinge entwickeln werden. Fast mit jeder Information aus dem Medien verschiebt sich das persönliche „Gefühl“ für die zukünftigen Entwicklungen am Markt.

Auf die Statistik auf Basis von Vergangenheitswerten kann man sich momentan wohl kaum verlassen. Was bringt uns unter diesen Umständen ein Absatzprognoseprozess? Darauf werde ich seit Beginn der Coronakrise immer wieder angesprochen. Diese Fragen höre ich allerdings fast ausschließlich aus Unternehmen, die über keinen sauberen Absatzprognosesprozess verfügen. Die anderen werden vermutlich wissen, was sie an ihrem Planungsprozess haben.

Ein Absatzprognoseprozess besteht nicht nur aus einer Statistik auf Basis von Vergangenheitsdaten, sondern auch aus einer durchgängigen Planungskette. Ausgehend von Zukunftserwartungen werden Bedarfe über die gesamte Supply Chain konsistent geplant und entsprechend konsistent erfolgt die Nachbevorratung. Sich bei der Bedarfsprognose auf das Bauchgefühl der einzelnen Planer zu verlassen ist in normalen Zeiten bereits gefährlich, in der gegenwärtigen Phase kann es tödlich sein. Keiner weiß, wo der Zug hingehen wird, aber gerade dann, darf nicht jeder seinem eigenen Gefühl folgen. Inkonsistente Erwartungen führen zwangsläufig dazu, dass die Bestände steigen und gleichzeitig die Lieferbereitschaft in den Keller geht. Jetzt ist es wichtig, dass von einer Stelle aus die Markterwartungen für die Zukunft festgelegt werden und danach konsistent geplant wird; egal ob diese zentrale Stelle nachträglich richtig oder falsch gelegen sein wird. Das funktioniert nur, wenn eine durchgängige Planungskette existiert. Wenn jeder auf dem Boot seine Segel anders stellt, bewegt sich bald nichts mehr. Wenn einer vorgibt, wo der Wind herkommen wird, macht das Boot zumindest etwas Fahrt.

Aber selbst die Statistik sollten Sie nicht unterschätzen. In der letzten Wirtschaftskrise 2008/09 haben wir festgestellt, dass die Statistik häufig schneller auf das Marktgeschehen reagiert hatte als die menschlichen Planer.

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Prof. Dr. Andreas Kemmner