Bestandsreduzierung bringt CO2-Reduzierung

Die Reduzierung des CO2-Ausstoßes von Unternehmen ist heute ein wesentliches Diskussionsthema und Optimierungsfeld bei produzierenden wie bei Handelsunternehmen. Was können bessere Planungs- und Dispositionsmechanismen zur Verringerung des Carbon Footprint beitragen? 

Die Frage, ob bessere Planungs- und Dispositionsmechanismen zur Reduzierung des CO2-Fußabdruckes eines Unternehmens (Carbon Footprint) beitragen, ist sehr schwer zu beantworten. Damit Dispositionsentscheidungen einen eindeutig positiven Einfluss auf die Reduzierung des CO2-Verbrauches haben, müssen viele Randbedingungen genau auf diese Dispositionsentscheidung abgestimmt werden oder umgekehrt die Dispositionsentscheidung alle wesentlichen Randbedingungen berücksichtigen. 

Kleinere Lose müssen nicht mehr CO2 produzieren 

In kleineren Losen zu bestellen, muss beispielsweise keinen negativen Einfluss auf den CO2-Ausstoß haben, obwohl vermeintlich mehr Lieferungen erfolgen, die mehr CO2-Ausstoß bedingen. Solange der liefernde LKW trotzdem voll ist und keinen Umweg fahren muss, spielen Bestellfrequenz und Lieferrhythmus keine wesentliche Rolle beim Carbon Footprint. Bei den vielen Dispositionsentscheidungen, die in den meisten Unternehmen Tag für Tag getroffen werden müssen, kann nicht bei jeder Dispoentscheidung der gesamte Prozess von Auftragsveranlassung über Fertigung, Lagerung und Anlieferung bedacht werden. Natürlich trägt der Transport von Gütern über umweltfreundliche Verkehrsträger zur CO2-Reduzierung bei. Die Entscheidung für einen umweltfreundlicheren Verkehrsträger ist aber typischerweise keine Entscheidung der Planungs- und Dispositionssysteme. Auch die Reduzierung der Variantenvielfalt wirkt über die Verringerung unnötiger Bestände positiv auf den CO2-Aussstoß. Die Reduzierung der Variantenvielfalt liegt aber ebenfalls nicht in der Macht der Planungs- und Steuerungssysteme. Allenfalls machen sie die Probleme transparent. 

Bessere Materialeffizienz hilft dem Klima und bei der Bestandsreduzierung 

Wie weit einzelne Funktionalitäten von APS-, Bestandsmanagement- oder Planungssystemen zur Verringerung des Carbon Footprint beitragen, lässt sich faktisch überhaupt nicht bestimmen. Daraus zu schließen, dass solche Systeme keinen positiven Einfluss auswirken können, wäre aber falsch. 

Der Wirkmechanismus von APS-, Bestandsmanagement- oder Planungssystemen zur CO2-Reduzierung läuft zu wesentlichen Teilen über die Verbesserung der Materialeffizienz, eine Kenngröße, die gerade bei der aktuellen Lage der weltweiten Beschaffungsmärkte wieder stärker in den Fokus rückt. Zur Materialeffizienz trägt, einfach ausgedrückt, alles bei, was den Materialeinsatz bezogen auf ein Endprodukt verringert. Zur Bedeutung logistischer Hebel auf die Materialeffizienz sei auf einen der folgenden Blogbeiträge verwiesen.  

Roh-, Halb und Fertigmaterialien, die entsorgt werden müssen, weil sie technisch veraltet sind oder ein Haltbarkeitsdatum überschritten haben, Material, das durch lange Lagerung oder häufige Umlagerung Verschleiß aufweist, Material, das im Lager beschädigt wurde oder verloren ging, all dies stellt Verschwendung von Material dar, dessen Herstellung und Lieferung CO2 produzierte und dessen Entsorgung ggfs. weiteren CO2-Ausstoß verursacht. 

Am Ergebnis des Dispositionsprozesses entscheidet sich der Beitrag zum Klimaschutz 

Aus zahlreichen Erhebungen zu Lagerhaltungskosten, die wir im Rahmen unserer Beratungsprojekte durchführen, wissen wir, dass sich Alterung, Verschleiß, Verlust und Bruch weitgehend proportional zur Bestandshöhe verändern und ca. 5,5 bis 9% der Lagerhaltungskosten verursachen. 

Jedes Prozent an Bestandsreduzierung bringt 55 bis 90 Promille an CO2-Reduzierung

Gelingt es also, die Lieferbereitschaft konstant zu halten und trotzdem eine Bestandsreduzierung zu erreichen, kann man davon ausgehen, dass auch Alterung, Verschleiß, Verlust und Bruch und die damit verbundene CO2-Verwendung proportional abnehmen werden. Aus jedem Prozent Bestandsreduzierung ergibt sich dann eine Verringerung des Carbon Footprint in Höhe von 55 bis 90 Promille; unabhängig davon, wieviel CO2 die Herstellung der gelagerten Produkte verursacht hat. Voraussetzung dafür ist, dass die vom Markt geforderte Lieferbereitschaft nicht beeinträchtig wird, da eine Verringerung der Lieferbereitschaft gegenüber dem vom Markt geforderten Niveau auch wiederum zu tendenziell erhöhtem CO2-Verbrauch, z.B. durch Sonderfahren oder Teillieferungen führen kann. 

Im Hinblick auf die Reduzierung des CO2-Verbrauches leisten also diejenigen Planungs- und Dispositionsmechanismen bzw. APS-, Bestandsmanagement- oder Planungssysteme am meisten, die die geforderte Lieferbereitschaft mit dem geringstmöglichen Bestand sicherzustellen wissen: der Wettbewerb ist eröffnet! 

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Prof. Dr. Andreas Kemmner

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