Kurz und bündig: Capable-to-promise (CtP)

Capable-to-promise (CtP) ist eine Funktion in der Materialbedarfsplanung, die dazu verwendet wird, realistische Liefertermine für einen gesamten Kundenauftrag oder eine einzelne Kundenauftragsposition zu ermitteln. Die CtP-Rechnung berücksichtigt dabei die verfügbaren Bestände, die Produktionskapazitäten sowie die bereits geplanten Aufträge und ermöglicht es so, bei Kundenanfragen präzise Aussagen über Liefertermine zu treffen.

Die CtP-Berechnung ist eine erweiterte Form der available-to-promise (AtP) Berechnung, bei der lediglich Bestände und zukünftige Materialverfügbarkeiten, jedoch keine Kapazitätsgrenzen in der Produktion berücksichtigt werden.

Die größten Herausforderungen bei der CtP-Berechnung sind die Aktualität und die Genauigkeit der verwendeten Eingangsdaten und die verwendeten Berechnungsalgorithmen. Für die CtP-Berechnung werden neben den bestehenden Kunden- und Fertigungsaufträgen auch Materialbestände und Fertigungskapazitäten berücksichtigt, wodurch diese Informationen stets aktuell und vollständig vorliegen müssen. Je weiter die CtP-Rechnung in die Zukunft blickt, um einen Liefertermin zu ermitteln, desto mehr Unsicherheiten beeinflussen den Prozess. Prognoseungenauigkeiten, Störungen in der Fertigung, unzuverlässige Lieferzeiten von Beschaffungsartikeln, schwankende Ausschusszahlen und weitere Faktoren führen häufig zu einer gewissen Unsicherheit im Ergebnis.

Eine zusätzliche Herausforderung besteht in der Komplexität der Berechnungsalgorithmen, die einen Kompromiss zwischen Berechnungsgeschwindigkeit und Ergebnisgenauigkeit finden müssen. Oftmals folgen die Mechanismen zur Terminverschiebung bei Kapazitätsengpässen in der CtP-Berechnung relativ einfachen Prinzipien, die sich von denen einer späteren automatischen Feinplanung oder einer manuellen Auftragseinsteuerung auf dem Shopfloor unterscheiden können.

Unser Tipp:

Unser Tipp: Überlegen Sie sorgfältig, ob der technische Aufwand und die Datenpflege für eine CtP-Berechnung tatsächlich gerechtfertigt sind. Nach unserer Erfahrung lohnt sich dieser Aufwand oft nicht im Verhältnis zur begrenzten Zuverlässigkeit der ermittelten Liefertermine.

Der Planungsalgorithmus einer CtP-Berechnung arbeitet in der Regel anders und meist einfacher als die Optimierungsalgorithmen einer Produktionsfeinplanung (PP/DS) und führt daher zu unterschiedlichen Ergebnissen im Vergleich zur PP/DS-Berechnung. Insbesondere bei der Ermittlung kurzfristiger Liefertermine für Kundenanfragen können dadurch erhebliche Diskrepanzen entstehen. Wenn Sie bereits eine Produktionsfeinplanung (PP/DS) im Unternehmen implementiert haben, bietet diese für Kundenaufträge, deren Fertigstellung im Planungshorizont der PP/DS-Berechnung liegt, in der Regel zuverlässigere Liefertermine als eine CtP-Berechnung mit ihren deutlich einfacheren Berechnungen.

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Prof. Dr. Andreas Kemmner