Sicherheitsbestände sind ein wichtiges Instrument in der Materialwirtschaft. Sie dienen dazu, Versorgungslücken zu vermeiden und die Lieferfähigkeit eines Materials gegenüber dem Markt oder einem internen Verbraucher wie der Produktion sicherzustellen. Zwischen der Unsicherheit der Nachfrage, der gewünschten Lieferfähigkeit und der Wiederbeschaffungszeit eines Artikels besteht ein statistischer Zusammenhang.
Es ist längst allgemeiner Stand der Technik, Sicherheitsbestände regelmäßig nachzurechnen, wobei allerdings viele ERP- oder Add-On-Systeme nur mit unzureichenden Algorithmen arbeiten. Solche regelmäßig nachgerechneten Sicherheitsbestände gelten jedoch in konstanter Höhe über den gesamten Betrachtungshorizont der Zukunft (Planungszeitraum) hinweg.
Im tabellarischen Bestandskonto eines Artikels wird ein solcher konstanter Sicherheitsbestand meist direkt vom verfügbaren Artikelbestand abgezogen. Bei einer grafischen Darstellung des Bestandsverlaufs ist der Sicherheitsbestand als horizontale Linie erkennen.
Bei Artikeln mit langen Wiederbeschaffungszeiten greift diese Art der Sicherheitsbestandsbetrachtung oft zu kurz. Wer beispielsweise im Oktober bereits Artikel für den kommenden März bestellen muss, muss im Oktober schon berücksichtigen, wieviel Sicherheitsbestand voraussichtlich im März erforderlich sein wird. Anderenfalls wird entweder Sicherheitsabstand fehlen oder es wird zu viel Bestand vorliegen.
Genau diese Schwachstelle der normalen Sicherheitsbestandsberechnung beseitigt der Ansatz der Sicherheitsbestandsdynamik. Die Sicherheitsbestandsdynamik prognostiziert quasi die Entwicklung des zukünftigen Sicherheitsbestands über den Verlauf des Planungshorizontes hinweg. So kann auch bei langen Wiederbeschaffungszeiten vorausschauend erkannt werden, welcher Sicherheitsbestand zum Zeitpunkt einer zukünftigen Warenanlieferung erforderlich sein wird und kann bei der Materialbestellung berücksichtigt werden.
Unser Tipp:
Sollte Ihr ERP-System, Warenwirtschafts-, oder Bestandsmanagementsystem über eine Sicherheitsbestandsdynamik verfügen, sollten Sie diese zumindest bei Artikel mit Wiederbeschaffungszeiten jenseits von 28 Tagen einschalten.
Sofern Ihr System über keine Sicherheitsbestandsdynamik verfügt, sollten Sie die Sicherheitsbestände zumindest automatisiert mit statistischen Verfahren ermitteln.
Wenn Sie mit der Qualität der statistisch ermittelten Sicherheitsbestände nicht zufrieden sind, sollten Sie dringend ein qualifiziertes Add-On-System einführen und zwischenzeitlich ene automatisierte Berechnung nach Faustregeln durchführen. Die Alternative zu ordentlich berechneten Sicherheitsbeständen, das Setzen von Sicherheitsbeständen von Hand ist grob fahrlässig und führt regelmäßig zu schlechter Lieferfähigkeit bei gleichzeitig überhöhten Beständen.