Automatisierung mittels ausnahmebasierter Planung

Automatisierung mittels ausnahmebasierter Planung

Bestände von Lacken, Beizen und Co. einfach disponieren

200 Tonnen Lacke und Beizen pro Tag – das ist die beeindruckende Produktionskapazität der Hesse GmbH & Co. KG.  Um die riesige Menge von Produkten, Varianten und Rohstoffen besser disponieren zu können hat das Unternehmen im vergangenen Jahr ein neues Advanced Planning System aufgesetzt. Zum Einsatz kommt jetzt die Supply Chain Management Software DISKOVER der SCT GmbH.

Holz ist eines der nachhaltigsten Materialien im Baubereich. Möbel, Türen oder Parkett sind mit der passenden Oberflächenveredelung langlebig und können aus Räumen Wohlfühloasen machen. Die Hesse GmbH & Co. KG aus dem westfälischen Hamm, die in der 3. und 4. Generation familiengeführt ist, versteht sich dabei als Inspirator, der die Welt ein Stück schöner und lebenswerter machen will. Die rund 450 Mitarbeiter des Unternehmens entwickeln, produzieren und vermarkten hierzu Lacke, Beizen, Öle und Wachse für innovative Oberflächen im Innenbereich.  Die Produktion findet ausschließlich in Deutschland statt. Mit den internationalen Tochtergesellschaften in Belgien, Frankreich, Dubai und den USA sowie mit Joint Ventures in Indien und China ist Hesse rund um den Globus vertreten. Kunden für die intelligenten und nachhaltigen Beschichtungslösungen finden sich beispielswiese im Handwerk und in der Möbelindustrie.

Lagerbestände optimieren

In der Produktion kommen überwiegend Flüssigkeiten und Schüttgüter als Rohstoffe zum Einsatz. Die fertigen Produkte werden in verschiedenen Packungsgrößen gelagert und an die Kunden geliefert. 2023 hat Hesse ein Projekt gestartet, in dem die Lagerbestände optimiert werden sollten. „Wir wollten die Lagerbestände ganz generell optimieren“, sagt Tobias Kneer aus dem Prozessinnovationsteam, der das Projekt bei Hesse geleitet hat: “Dabei sollte gleichzeitig die Lieferbereitschaft erhöht bzw. die gewünschten Lieferbereitschaften erreicht werden.“ Um diese Hauptziele zu erreichen, sollte die Planung unter Berücksichtigung der aktuellen Aufträge kombiniert mit Prognosen für zukünftige Kundenbedarfe erfolgen. Dazu musste eine APS-Lösung gefunden werden, die eine solche Planung bietet und gleichzeitig einen bidirektionalen Austausch von Daten mit dem bestehenden ERP-System Dynamics 365 Business Central von Microsoft ermöglicht.

Die bisher bestehenden Dispositionsprozesse, die häufig auf externen Lösungen auf Excel-Basis beruhten, sollten nach Möglichkeit automatisiert werden, und eine transparente Darstellung der wichtigsten Kennzahlen war ebenfalls gefragt.  „Entschieden haben wir uns letztendlich für die Software DISKOVER von SCT, da sie alle geforderten Funktionalitäten bietet“ erläutert Tobias Kneer: „Bei der Einführung haben uns die Spezialisten der Unternehmensberatung Abels & Kemmner unterstützt.“

Ausnahmebasierte Planung und Disposition

Die wichtigste Änderung mit der Einführung von DISKOVER ist die ausnahmebasierte Planung und Disposition sämtlicher Bestände. Die Mitarbeiter müssen dabei nicht mehr alle Rohstoff- und Artikelbestände einzeln betrachten, sondern die Software weist automatisch darauf hin, wenn Handlungsbedarf besteht. Sollte etwa der Bestand eines Rohstoffs zu niedrig sein, um die Kombination aus prognostizierten Bedarfen und bereits bestehenden Aufträgen produzieren zu können, wird eine Nachbestellung angestoßen.

DISKOVER kann aber noch mehr: Auch Bedarfsspitzen, die gegenüber dem geplanten Bedarf einmalig nach oben oder unten abweichen, sowie Strukturbrüche etwa durch einen neuen Kunden, der einen Bedarf dauerhaft und signifikant verändert, können berücksichtigt werden. Durch den Einsatz des Sales-Forecast-Moduls wird auch der Vertrieb in die Planung vom Verkaufsartikel bis zum Rohstoff mit eingebunden.

Bulk-Material wird nach Verbrauch geplant

Da die Rohstoffe in der Regel Schüttgüter oder Flüssigkeiten – sogenannte Bulk-Materialien – sind, gibt es auch Besonderheiten in der Planung. So werden etwa die Tanks in den verschiedenen Fertigungen jeweils separat geplant, auch wenn sie mit dem gleichen Material befüllt sind. Auf diese Weise lassen sich beispielsweise die Füllstände der einzelnen Tanks berücksichtigen. Und auch bei den fertigen Produkten gibt es verschiedene Dispositionsbereiche für Varianten des gleichen Produkts. So werden etwa Gebinde von 25 kg oder 1000 kg des gleichen Produkts als Varianten separat geplant. Insgesamt gibt es nur rund 400 Standardprodukte, die in einem Zentrallager fertig konfektioniert verfügbar sind. Der große Teil der Produkte wird dagegen kunden- und auftragsspezifisch abgefüllt. Die entsprechenden Produkte werden als halbfertige Bulkmaterialien in Tanks gelagert und dort separat disponiert.

„Die Unterstützung durch die Berater von Abels & Kemmner war für uns in der Einführungsphase der neuen Software sehr hilfreich“, stellt Tobias Kneer fest. Im Rahmen der Einführung sind bei Hesse noch Punkte aufgefallen, die vorher gar keine Relevanz hatten. „So mussten wir etwa bei der Stammdatenpflege noch zusätzliche Daten erfassen, die vorher nicht benötigt wurden“, nennt Tobias Kneer ein Beispiel. In den ersten Schritten wurden zunächst einige Rohstoffe als Piloten über DISKOVER disponiert, um zu überprüfen, dass die Dispositionslösung zufriedenstellend arbeitet. Im Anschluss wurden schrittweise weitere Produkte in das System übernommen. Inzwischen ist das Projekt in weiten Teilen abgeschlossen und Teile der Disposition konnten automatisiert werden. „Mit dem neuen Ansatz der ausnahmebasierten Planung und Disposition haben wir in den vergangenen Monaten viele positive Erfahrungen sammeln können“, fasst der Projektleiter seine Erfahrungen zusammen: „Die Zusammenarbeit mit den Beratern von Abels & Kemmner im Projekt war auf jeden Fall sehr harmonisch.“

Rückschnittstelle ins BI

Die Daten aus der Planungs- und Dispositionssoftware stellen auch für das Business-Intelligence-System bei Hesse wichtige Informationen bereit. DISKOVER errechnet zusätzliche Kennzahlen, die vorher nicht zur Verfügung standen, wie Verbräuche für verschiedene zurückliegende Perioden und Prognosen für zukünftige Perioden vom nächsten Monat bis zu den kommenden 18 Monaten. Das BI-System bereitet diese dann anwenderorientiert auf, und das Controlling kann dann ganz einfach mit diesen sehr detaillierten Daten arbeiten.

Tobias Kneer

Prozessinnovationsteam 

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Armin Klüttgen