In ERP-Systemen bezieht sich die Standardbezugsquelle auf eine vorgegebene oder bevorzugte Quelle für Materialien oder Dienstleistungen, die bei der Generierung von Bestellvorschlägen standardmäßig herangezogen wird.
Sofern es mehrere Lieferanten für einen Artikel gibt, wird in ERP-Systemen einer der Lieferanten als Hauptlieferant angelegt. Hauptlieferant wird typischerweise der, bei dem am häufigsten bestellt wird bzw. von dem die größte Menge abgenommen wird.
Idealerweise sollte der Hauptlieferant im Hinblick auf Qualität, Zuverlässigkeit, Preis, Lieferzeiten und Lieferfähigkeit der Lieferant des Artikels sein, der die besten Gesamtkonditionen bietet und langfristig eine stabile Beziehung gewährleisten kann.
Bei der Erstellung von Dispositionsvorschlägen greift das ERP-System auf die dispositiven Stammdaten des Hauptlieferanten, wie Lieferzeit, Mindestbestellmenge und Losgrößeninkrement zurück.
Ist der Hauptlieferant nicht lieferfähig, kann man in die Falle der Lieferzeitlücke tappen, wenn Ersatzlieferungen längere Lieferzeiten benötigen als der Hauptlieferant, da das ERP-System in diesem Falle den Bestellvorschlag, orientiert an der Lieferzeit des Hauptlieferanten und damit zu spät bestellt.
Unser Tipp:
Dem Problem längerer Lieferzeiten bei Ersatzlieferanten kann auf verschiedene Weise begegnet werden.
Ein pragmatischer Ansatz kann sein, den Eröffnungshorizont für das Erstellen eines Bestellvorschlages so zu setzen, dass Eröffnungshorizont + Lieferzeit des Hauptlieferanten die Lieferzeit des längsten Ersatzlieferanten abdeckt. In diesem Falle schlägt das ERP-System eine Bestellung so früh vor, dass auch bei Umsteuerung der Bestellung auf den Ersatzlieferanten rechtzeitig bestellt werden kann.
Sie sollten in diesem Falle sicherstellen, dass sich Ihr ERP-System bei Festlegung des Liefertermins am Bedarfstermin des Materials orientiert. Sonst würde das Material, sofern es beim Hauptlieferanten bestellt wird, um den Eröffnungshorizont zu früh geliefert. Beispiel: Eine Eröffnungshorizont von zwei Wochen bei einer Lieferzeit des Hauptlieferanten von vier Wochen reicht aus, um auch rechtzeitig bei einem Ersatzlieferanten mit einer Lieferzeit von sechs Wochen zu bestellen. Eine Bestellung beim Hauptlieferanten darf in diesem Falle aber nicht für in vier Wochen bestellt werden, sonst käme die Lieferung zwei Wochen zu früh. Der Liefertermin muss sich vielmehr am Bedarfstermin orientieren, auch wenn heute schon bestellt würde. In diesem Fall würden dem Hauptlieferanten implizit zwei Wochen mehr Lieferzeit eingeräumt, als eigentlich vereinbart.
Eine alternative Strategie kann für kritische Materialien mit großen Lieferzeitunterschieden zwischen Haupt- und Ersatzlieferanten darin bestehen, erhöhte Sicherheitsbestände zu definieren. Diese dienen als Puffer, wenn auf den Ersatzlieferanten mit längerer Lieferzeit umgestellt werden muss. Im Vergleich zum Mechanismus des Eröffnungshorizontes führt dieser Mechanismus aber zu höheren Beständen.
Alternativ kann auch eine Quotierung von Bestellungen zwischen zwei Lieferanten weiterhelfen. Leistungsfähige ERP- oder Dispositionssysteme können bei einer solchen Quotierung berücksichtigen, dass die Lieferanten, bei denen abwechselnd Bestellungen platziert werden, unterschiedliche Lieferzeiten haben.