Im Rahmen der AWF-Arbeitsgemeinschaft „Disposition und Fertigungssteuerung mit SAP“ konnten wir einen Einblick in das neue Softwareprodukt SAP IBP Integrated Business Planning for Supply Chain erhalten. In der gezeigten Lösung ging es um die Planung der Absatzzahlen bis auf Landes- bzw. Kundenebene herunter. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass die Komplexität dieser Aufgabe schon aufgrund der anfallenden Datenmengen eine Herausforderung ist. Ebenso ist die Darstellung der Ergebnisse genauso kompliziert, geht es doch darum, aus mitunter Millionen Datensätzen einen schnellen Überblick zu erhalten und gleichzeitig auf Knopfdruck an die detaillierten Ergebnisse zu kommen.
Der Eindruck vom SAP IBP war durchweg eine Enttäuschung!
Die Ergebnisse des IBP wurden in Exceltabellen präsentiert. Es kam sofort die Frage, ob wir die Ergebnisse nicht direkt in IBP sehen können. Da mussten wir lernen, dass die Excel-Oberfläche Teil des IBPs ist. SAP setzt strategisch auf Microsoft Excel? So sieht es aus!
Die gezeigten Tabellen waren sehr nüchtern ohne viele grafische Elemente. Keine farbliche Gestaltung, die zum Verständnis beitragen könnten.
Ich habe schon viele Excel-Lösungen für die Absatzplanung gesehen, aber diese Lösung sah sehr bescheiden aus. Man kann hier zugutehalten, dass das Projekt noch nicht abgeschlossen war, und noch Verbesserungen anstehen. Trotzdem hätte ich eine ansprechende Oberfläche out-of-the-box erwartet.
Für mich ist aber SAPs strategische Entscheidung für Excel überhaupt nicht nachvollziehbar. Klar, Excel kann jeder, und dies führt vielleicht zu einer guten Akzeptanz dieser Lösung seitens der Anwender. Aber was ist mit den vielen Nachteilen einer Excellösung?
Da zu nennen wären
- Hohes Fehlerpotenzial bei manuellen Eingaben
- Führende Nullen werden beseitigt (z.B. bei Materialnummern)
- Fehlerhafte Formeln (wem ist das noch nicht passiert?)
- Sortierfehler
- Nach kurzer Zeit kursieren verschiedene Dateien unterschiedlicher Datenstände durch das Haus – ein Chaos!
Und was ist mit Komfortfunktionen in der Oberfläche, wie sie bei anderen Produkten verfügbar sind:
- Einrichten eigener Planungsknoten, auf deren Ebene direkt geplant werden kann und die Einzelwerte sich entsprechend ändern
- Prozentuale Anpassung der Werte
- Absolute Anpassung der Werte (also nicht einfach nur durch Überschreiben)
- Flexibles Hinzuschalten von Kennzahlen, Klassifizierungen und anderer Eigenschaften
Wie oft kommen unsere Neukunden auf uns zu und erklären: „Wir wollen weg von diesem Excel-Dilemma!“ Und SAP geht mit dem IBP in diese Richtung! Unbegreiflich.
Es grüßt Sie herzlich
-Bernd Reineke-