Die meisten Produktions- und Handelsunternehmen schwimmen in Geld, doch sie kommen nicht ran.

Die meisten Produktions- und Handelsunternehmen schwimmen in Geld, doch sie kommen nicht ran.

Warum das so ist und wie Sie es besser machen können! 

Unternehmen haben nie genügend Liquidität, selbst in guten Zeiten. In wirtschaftlich schwierigen Phasen wird dies noch wichtiger, doch oft ist es schwerer, Bankkredite zu erhalten. Laut Ifo-Institut stieg der Anteil der Industrieunternehmen in Deutschland mit Kreditvergabeschwierigkeiten von 26,2 % im Juni 24 auf  34,3 % im September 24. 

Viele Unternehmen würden weniger oder kein Geld von der Bank benötigen. Allerdings sind bei vielen Betrieben die finanziellen Mittel in den Lagerbeständen gebunden. Nach unseren Erfahrungen könnten etwa 75 % der Unternehmen ihre Bestände um mindestens 20 % reduzieren, ohne dass darunter ihre Lieferfähigkeit leidet. Leider gelingt es den meisten Unternehmen nicht, diese Liquidität freizusetzen, da sie das Ausmaß der Herausforderung erheblich unterschätzen. Ein wirksames Bestandsmanagement erfordert mehr als nur gesunden Menschenverstand und oberflächliche Betrachtung. 

Mit dem Auswerten von Top1o und Flop10-Bestandslisten und manuellem Eingreifen in die Disposition kann man mit großer Mühe vorübergehend die Bestände etwas senken, schädigt aber meist die Lieferbereitschaft, heizt den Peitscheneffekt an und erhöht mittelfristig sogar oft die Bestände.  

Warum es so schwierig ist, Bestände wirkungsvoll und andauernd zu senken 

Drei wesentliche Ursachen wirken hier: 

Ursache 1: Bestände verändern sich sprunghaft und nicht inkrementell 

Die Luft aus dem Bestand eines isoliert betrachteten Artikels zu holen, ohne die Lieferfähigkeit zu gefährden ist faktisch unmöglich.  Den Bestand eines Artikels kann man nicht mit dem Wasserstand in einem Warmwasserboiler vergleichen. Aus dem Warmwasserboiler wird zwar auch unregelmäßig (Wasser-)Bestand entnommen, doch kann Wasser sofort und feindosiert nachgefüllt werden: Lieferzeit gegen 0; Mindestnachfüllmenge gegen 0, sprungfixe Wassermenge gegen 0. Beim Warmwasserboiler hat man schnell herausgefunden, wieviel Wasserbestand nötig ist, damit alle warm duschen können (Lieferbereitschaft erfüllt) und unnötige Wassermengen (Überbestände) nicht geheizt werden. 

Wie würden Sie den Bestand in Ihrem Warmwasserboiler richtig einstellen, wenn Sie das Wasser beim Wasserwerk mit drei Monaten Vorlauf bestellen müssten, immer mindestens 100 Liter ordern müssten und dann in 50 Liter-Schritten die Bestellmenge erweitern dürften? Welcher Wasserbestand sollte nun im Warmwasserboiler gehalten werden?!  Erstaunlicherweise verblüfft die Antwort manche Praktiker, obwohl sie der Herausforderung jeden Tag ausgesetzt sind. Es gibt keine genaue Bestandshöhe, die eingehalten werden muss und an der man sich orientieren kann. Der Bestand springt immer stark rauf und runter. Mit geeigneten statistischen Methoden kann mal aber einen erforderlichen Durchschnittsbestand festlegen, der zwar zu fast keinem Zeitpunkt genau so im Boiler vorhanden ist, um den herum der Bestand aber pendeln muss, um ohne Energieverschwendung immer duschen zu können. 

Dieser Durchschnittsbestand ergibt sich durch ein geschicktes Steuern der Zuflüsse in Reaktion auf unregelmäßige Abflüsse. Scharfes Nachdenken und ein vermeintlich richtiges Bauchgefühl führen nicht zum angestrebten Durchschnittsbestand, was uns zur zweiten Ursache bringt! 

 

Ursache 2: Bestandsmanagement ist eine statistische Aufgabe 

Bestandsmanagement ist kein mechanisches Zusammenspiel von Bestandshöhen, Lieferbereitschaftsniveaus, Nachfrageveränderungen und Wiederbeschaffungszeiten, sondern ein statistisches. Dieses Zusammenspiel kann man nicht durch gesunden Menschenverstand steuern, sondern nur statistisch beherrschen. Der Mensch hat jedoch keinen sechsten Sinn für Statistik, sonst würde niemand Lotto spielen. 

 

Leider ist die Herausforderung noch größer: 

Ursache 3: Lieferbereitschaft hängt nicht nur am Bestand eines einzelnen Artikels, sondern an dem Zusammenwirken aller inner- und überbetrieblichen Bestände 

Bestände zu reduzieren, ohne die Liefer- und Stücklistenbeziehungen zwischen den Bestandsstufen zu berücksichtigen, ist nahezu unmöglich, ohne die Lieferbereitschaft zu beeinträchtigen und zugleich einen Bullwhip-Effekt zu verursachen. Isolierte Bestandssenkung bei einzelnen Materialien oder Bestandsstufen gefährdet deshalb nicht nur die Warenverfügbarkeit, sondern steigert mittelfristig auch noch die Bestände. 

Wie Sie wirkungsvoll unnötige Bestände abbauen und andauernd vermeiden 

Da Bestandsmanagement eine statistische Herausforderung darstellt und sich Bestandshöhen nicht durch Drehen an Hahn steuern lassen, benötigen Sie geeignete Algorithmen, die Ihnen sagen, wann Sie was in welcher Menge bestellen müssen. Das könnte Ihr ERP-System eventuell leisten, tut es aber nicht, da die Algorithmen falsch eingestellt sind und mit falschen Daten gefüttert werden. Zuweilen verfügt das ERP-System noch nicht einmal über die erforderlichen Algorithmen. 

Damit Ihr ERP-System wenigstens so gut wie möglich, wenn auch nicht immer so gut wie nötig arbeitet, müssen Sie wissen, wie die Planungs- und Dispositionsalgorithmen in einem ERP-System arbeiten und wie Sie durch Einstellparameter verändert werden können. 

Weiterhin benötigen Sie klare Regeln, bei welchen Artikeleigenschaften und unter welchen Randbedingungen welche Algorithmen benötigt werden und wie die Parameter, die die Algorithmen steuern, eingestellt werden müssen.  
 

Diese Regeln führen dazu, dass die Algorithmen, die den Bestand eines Artikels regeln, laufend nachjustiert und verändert werden, abhängig von dem Lebenszyklus des Artikels, seinen Marktbedingungen, seinem Zusammenspiel mit anderen Artikeln und vielem mehr.  

Letztlich müssen Sie in der Lage sein, die richtigen Einstellungen mittels Simulation zu ermitteln, da sich die Zusammenhänge und Auswirkungen von Dispositionsentscheidungen in der Wertschöpfungskette aufgrund der erwähnten statistischen Zusammenhänge nicht einfach ausrechnen lassen. Unter „Simulation“ ist dabei nicht das naive Hochrechnen von Bestandsentwicklungen in die Zukunft zu verstehen, wie es in der Artikel-Bestandsliste eines ERP-Systems geschieht. Hier wird idealen, in der Realität nie gegebenen Voraussetzungen gearbeitet. Der Markt bestellt so wie geplant, Material wird nachgeliefert wie erwartet, Störungen kommen in dieser Märchenwelt nicht vor. Aus solchen Hochrechnungen lassen sich keine belastbaren Erkenntnisse zu Parametereinstellungen gewinnen.  

Um praxistaugliche Regeln für die Einstellung der Planungs- und Dispositionsparameter zu erhalten, müssen Sie mit empirischen Daten aus der Vergangenheit arbeiten, in denen die gesamten Unzuverlässigkeiten enthalten sind, mit denen eine innerbetriebliche Wertschöpfungskette und eine überbetriebliche Supply Chain zurechtkommen müssen. 

In einem digitalen Zwilling (einem Simulationsmodell) von Wertschöpfungskette und Supply Chain kann man mit Hilfe dieser empirischen Daten die erforderlichen Einstellregeln durchtesten und optimieren. Dabei wird implizit auch das Zusammenspiel der verschiedenen Bestandsstufen berücksichtigt.  

 

 

Sie verfügen nicht über die angesprochenen Kenntnisse und das erforderliche Instrumentarium? Dann befinden Sie sich in guter Gesellschaft. Nur wenige Unternehmen können dies.  

Aber das macht nichts und ist weder erforderlich noch sinnvoll. Vermutlich können Sie auch Ihren Warmwasserboiler nicht selbst reparieren oder Ihre Zentralheizung steuern. Sinnvollerweise greifen Sie auf entsprechende Spezialisten zurück. 

Grundprinzip hinter jeder Make or Buy Entscheidung ist, nichts selbst machen, was andere besser und billiger können und was nicht zur eigenen Kernkompetenz gehört. 

Überlassen Sie es deshalb uns, Ihre Bestände in den Griff zu bekommen. Als Spezialisten für das Bestandsmanagement verfügen wir über die erforderlichen Werkzeuge, jahrelange Erfahrung und laufende Routine in deren Anwendung. Wir helfen Ihnen zur Gruppe der wenigen Unternehmen aufzuschließen und zum exklusiven Kreis der Unternehmen zu gehören, die Ihre Bestände und Ihre Lieferbereitschaft wirklich im Griff haben, keine wertvolle Liquidität mehr im Lager verschwenden und Ihre Wertschöpfungskette effektiver und effizienter steuern. 

Oder wollen Sie weiterhin fortfahren,  

  • Ihre Disponenten in Kämpfen gegen Überbestände zu verschleißen, die sie nicht gewinnen können, 
  • Ihre Liquidität hinter Bestandstoren einzuschließen, die sie nicht öffnen können, und 
  • monatliche Lagerhaltungskosten zu ertragen, die Ihre Erträge schmälern und aus denen Sie ein wirksames Bestandsmanagement locker finanzieren könnten??? 

Auf die Dauer hilft nur Power, Fähnchen winken führt zu nichts. 

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Prof. Dr. Andreas Kemmner