Kurz und bündig: Bodensatz

In der Logistik bezeichnet der „Bodensatz“ den Bestand eines Materials, der innerhalb eines Betrachtungszeitraums, üblicherweise die vergangenen 12 Monate, nie unterschritten wurde. Der Bodensatz ist ein gutes Indiz dafür, dass von einem Artikel zu viel Bestand auf Lager gehalten wird. Ein Bodensatz kann sich beispielsweise ergeben, weil Restbestände eines Produkts nach dessen Auslauf nicht mehr abfließen, weil die Nachfrage entgegen der Bedarfsprognose schwächer ausgefallen ist oder weil durch ungeeignete Dispositionsvorschläge oder ungeeignete Dispositionsentscheidungen zu viel Material bestellt worden ist.

Bodensätze binden Kapital und Lagerfläche, die für andere Aufgaben und andere Artikel nicht zur Verfügung stehen und sie verursachen Lagerhaltungskosten.

Unser Tipp:

Bodensätze sind ein schneller Hinweis auf hohe Bestände, spiegeln jedoch nicht die tatsächlichen Überbestände wider. Das Reduzierungspotenzial variiert je nach Artikel und kann manchmal geringer oder höher sein als der Bodensatz.

Der Bodensatz zeigt lediglich den empirischen Sachverhalt des geringsten Bestands, der nie unterschritten wurde, berücksichtigt jedoch nicht den erforderlichen Sicherheitsbestand, der für einen Artikel notwendig ist. Er berücksichtigt auch nicht, dass Mindestbestellmengen einen Artikelbestand deutlich nach oben treiben können. Ein Teil des Bodensatzes kann als Sicherheitsbestand erforderlich sein, auch wenn dieser Sicherheitsbestand in den letzten 12 Monaten nicht angegriffen worden ist.

Zudem werden Artikel mit einem Lieferbereitschaftsgrad unter 100 % geplant. Ein bestimmtes Maß an Nichtlieferfähigkeit ist somit einkalkuliert. Es ist also vorgesehen, dass diese Artikel gelegentlich keinen Bestand aufweisen. Die Bodensätze bei diesen Artikeln müssten also immer bei Null liegen, da zumindest einmal im Jahr, wenn man die Lieferbereitschaft über die vergangenen 12 Monate bewertet, Nullbestand erreicht wird.

Mit sinkenden Lieferbereitschaftsgraden von Artikeln nehmen die erforderlichen Sicherheitsbestände ab und die Zahl der „Nulldurchgänge“ der Bestände nehmen tendenziell zu. Obwohl der Bodensatzwert unverändert bei Null bleibt, sinkt der erforderliche Durchschnittsbestand weiter ab.

Eine verlässliche Bewertungsgrundlage für das Potenzial zur Bestandsreduzierung eines Artikels bietet deshalb nicht der Bodensatz, sondern der durchschnittlich erforderliche Lagerbestand. Dieser durchschnittlich erforderliche Lagerbestand kann dann mit dem tatsächlich durchschnittlichen Lagerbestand verglichen werden. Die Differenz zwischen diesen beiden Werten entspricht dem tatsächlichen Bestandsreduzierungspotenzial. Allerdings ist der erforderliche durchschnittliche Lagerbestand nur simulativ zu ermitteln, wozu ERP-Systeme und die meisten Bestandsmanagementsysteme nicht fähig sind. Das einzige nach unserer Kenntnis gegenwärtig in Europa verfügbare System, das auf der beschriebenen Basis Bestandsreduzierungspotenziale ermitteln kann, stellt das System DISKOVER der SCT GmbH dar.

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Prof. Dr. Andreas Kemmner