Schluss mit der Gefühlsduselei: Der automatische Disponent!

„Das habe ich im Gefühl“, sagt der Disponent. Er sitzt mir gegenüber und erläutert seine alltägliche Vorgehensweise. Ausgangspunkt unserer Diskussion war ein Planauftrag im ERP-System, der ggf. umzusetzen ist. „Wie muss ich mir das vorstellen?“, frage ich. „Na ja, ich schaue mir die Verbräuche an, die Bedarfe und dann den Bestand. So habe ich ein Bild von der Situation.“ „Setzen Sie den Planauftrag nun so um?“ Antwort: „Im Prinzip schon, aber ich erhöhe die Losgröße, da ja in der Zukunft weitere Bedarfe vorhanden sind. Vom Vertrieb habe ich gehört, dass der Artikel noch anziehen wird.“ Ich bohre nach: „Und so planen Sie jeden Artikel?“ „Natürlich, sonst könnte doch etwas schief gehen!“ Eine weitere Frage kann ich mir nicht verkneifen: „Glauben Sie, dass Ihr Kollege zum gleichen Ergebnis kommen wird?“ „Naja, wohl kaum. Der Kollege geht etwas großzügiger mit Sicherheitsbeständen um. Daher wird er wohl etwas mehr bestellen.“

Kaum zu glauben, aber so oder so ähnlich spielt sich in vielen Unternehmen die Planung und Disposition ab. Die Dispositionsentscheidung hängt vielfach von der persönlichen Einschätzung des Disponenten ab. Die Disponenten setzen dabei nach bestem Wissen und Gewissen ihre Erfahrung ein. Aber das Ergebnis ist nicht reproduzierbar. Es ist geprägt von aktuellen Einflüssen und Informationen, die eine Entscheidung mal so und mal so ausfallen lassen. Dass es auch anders geht, zeigen die Ergebnisse aktueller Projekte: Die Dispositionsentscheidung wird vom ERP-System bestimmt und automatisiert umgesetzt. Grundlage dafür ist eine abgestimmte Systematik, die in Form eines Regelwerkes in den IT-Systemen abgebildet ist. Die Systematik enthält klar definierte Parameter, die für alle Bedarfssituationen hinterlegt sind und zu reproduzierbaren Ergebnissen führen. Die Verbrauchscharakteristik, die aktuelle Bedarfs- und Bestandssituation sowie die zukünftige Nachfrage werden dabei natürlich berücksichtigt. Den Disponenten kommt dabei die Aufgabe zu, die Prozesse zu überwachen. Dabei unterstützen sie relevante Kennzahlen wie Verfügbarkeit, Prozessaufwand und Reichweiten. Des Weiteren schlagen die Systeme Alarm, wenn außergewöhnliche Situationen entstehen. Und dann sind wieder die Disponenten gefragt, mit ihrer Erfahrung die neue Aufgabenstellung zu lösen. Aber eben nur dann …

Herzlichst

Ihr

Bernd Reineke

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Dr. Bernd Reineke