Wie fit ist Ihre Supply Chain?

von Dr. Helmut Abels 

Unter der Headline “Are You up for the Supply Chain Challenge?”, frei übersetzt ist das die Frage nach der Bereitschaft auf Supply Chain zu setzen, skizziert eine englische Universität im Internet auf plastische Weise eine alltägliche Situation, die möglicherweise auch in Ihrer Supply Chain, stattfinden könnte: Sie gehen in den nächsten Musik-Shop und möchten gerne die neue CD Ihrer aktuellen Musik-Gruppe kaufen. “Sorry, “sagt der Verkäufer, “diese CD ist gerade ausverkauft. “Sie sind natürlich enttäuscht und gehen entweder in den nächsten Shop, oder vergessen die ganze Sache einfach. Mal abgesehen von Ihrer persönlichen Entscheidung hat diese Situation sicherlich Konsequenzen für die Lieferkette. Für den Musik-Shop bedeutet die nicht vorhandene CD einen verlorenen Kauf und eventuell einen unzufriedenen Kunden, der seine Einkäufe zukünftig vielleicht woanders erledigen wird. Nicht ungeschoren davon kommt auch de? CD-Produzent, der Umsatz verliert, einen unzufriedenen Fachhändler hat und sich den Ärger einer unzufriedenen Musik-Gruppe anhören muss. Bleibt noch die Gruppe selbst: Sie verliert Provision, unter Umständen einen Fan und wird vielleicht nie zur Nummer 1 aufsteigen können. Fazit: Alle Beteiligten verlieren und keiner ist in seiner Situation zufrieden.

Dieses Beispiel zeigt ebenso einfach wie zutreffend, wie sich die Liefersituation auch in vielen anderen Lieferketten darstellen kann. Wie lässt sich also dafür sorgen, dass alle Beteiligten als Gewinner aus dieser Situation hervorgehen? Der Begriff Supply Chain steht generell zunächst einmal für eine Folge von Aktionen und Ereignissen zur Befriedigung einer (End-)Kundennachfrage. Hinter dem Begriff Supply Chain stehen alle technischen und logistischen Funktionen von der Beschaffung der Rohstoffe und Vormaterialien, der Herstellung der Halbfabrikate und Fertigwaren, der Verteilung der Enderzeugnisse bis zum Endkunden, unterstützt durch Transport- und Lageraktivitäten sowie die Informationstechnologie. Um all dies sicherzustellen, ist eine durchgängige Planung der beteiligten Prozesse über alle Stufen essenziell für das effiziente Management der kompletten Supply Chain. Die Ziele sind einerseits auf die Sicherung der gewünschten Lieferbereitschaft und Liefertreue und andererseits auf eine möglichst kosteneffiziente Abwicklung gerichtet.

Die Diskussion zum Thema Supply Chain Management fokussieren sich zunehmend auf die Verbesserung der Informationstechnologie. Aspekte wie die zunehmende Verbreitung des E-Commerce in den Unternehmen, die Definition von Standards wie XML und die Entwicklung spezieller Software für das Supply Chain Management nimmt hier breiten Raum ein. All diese Entwicklungen sind sicherlich wichtige, aber keine hinreichenden Bedingungen. Aufgabe des Supply Chain Management ist die integrierte Optimierung der Kette, und dies erfordert über die richtige Technik hinaus auch die richtige organisatorische Koordination aller an der Lieferkette beteiligten Prozesse. Dieser organisatorische Gestaltungsaspekt wirft in der Praxis zwei neue Fragen auf: Wo liegt eigentlich das Gesamtoptimum einer Lieferkette und wie können die beteiligten Unternehmen davon profitieren? Beide Fragen haben den gleichen Ursprung, denn bekanntlich ist das Gesamtoptimum nicht immer die Summe der Einzeloptima. Die Koordination der Kette erfordert daher eine stärkere Öffnung alter Beteiligten, z. B. hinsichtlich der detaillierten Informationsbereitstellung über ihre Herstellungsprozesse, über die aktuelle Kapazitätssituation sowie auch über die Kostensituation. Neudefinition der Planungsziele und Auswahl geeigneter Planungsinstrumentarien und -methoden für jedes beteiligte Unternehmen kommt darüber hinaus eine herausragende Bedeutung zu.

Nicht zuletzt ist die Klärung der Verteilungsregeln bezüglich der erwarteten Synergieeffekte ein wichtiges Thema. Sie muss mit hoher Sensibilität betrieben werden, damit bei dem Streben nach der gemeinsamen übergeordneten Zielsetzung der Gewinnmaximierung nicht einzelne “Partner” auf der Strecke bleiben, da dies wiederum für alle ein Nichterreichen des Gesamtoptimums zur Folge hat.

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Prof. Dr. Andreas Kemmner

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