Kurz und bündig: Dispoparameteroptimierung

Bevor es um die Dispoparameteroptimierung geht, sollte zunächst der Begriff Dispoparameter klar sein:Unter dem Begriff der Dispositionsparameter, kurz Dispoparameter, versteht man Material- oder Prozessstammdaten, die das Planungs- und Steuerungs-, Prognose- und Dispositionsverhalten von Materialwirtschaftssystemen, wie z.B. ERP-, Warenwirtschafts-, Bestandsmanagement– oder Advanced Planning Systemen, steuern.

Bei Dispoparametern denket man zuerst an Materialeigenschaften wie Lieferzeiten, Mindestlosgrößen oder sprungfixe Losgrößen. Zu den Dispositionsparametern zählen aber auch solche, die festlegen, welche Algorithmen in einem Materialwirtschaftssystem für die Bedarfs- und Bestandsplanung eines bestimmten Artikels verwendet werden (Dispositionsverfahren, Losgrößenverfahren, Planwertverteilungsverfahren, Prognosekompositionsverfahren, …) oder die festlegen, wie ein Algorithmus rechnet (Vorwärtsverrechnungshorizont, Rückwärtsverrechnungshorizont, α-Faktor einer exponentiellen Glättung, …).

Unter Dispoparameteroptimierung versteht man das richtige Einstellen dieser Parameter, sodass bestimmte materialwirtschaftliche oder betriebswirtschaftliche Ziele erreicht werden. Beispiele solcher Ziele sind möglichst geringe Gesamtkosten in der Supply Chain, Lieferfähigkeit bei möglichst geringen Beständen oder Lieferfähigkeit bei möglichst geringen Kosten in der Supply Chain.

Unser Tipp:

Ohne richtig eingestellte Dispositionsparameter kommt ein Materialwirtschaftssystem weder zu sinnvollen Prognosen noch zu sinnvollen Bestell- oder Fertigungsvorschlägen. Die angestrebten betriebswirtschaftlichen Ziele werden nicht erreicht und die Anwender müssen regelmäßig Bestell- und Fertigungsvorschläge mehr schlecht als recht übersteuern, in dem Bemühen, die Lieferfähigkeit zu erhalten und/oder die Bestände nicht übermäßig steigen zu lassen.Dispositionsparameter sind zudem keine statischen Werte, die einmalig für ein Material eingestellt werden. Parameter müssen abhängig vom Lebenszyklus eines Artikels und abhängig von anderen variierenden Artikeleigenschaften, wie beispielsweise dem Nachfrageverhalten, nachgestellt werden.

In der Praxis wird diese Aufgabe meist bei den Disponenten gesehen und diese werden dafür verantwortlich gemacht, wenn Dispositionsparameter nicht gepflegt sind. Der zeitliche Aufwand für die Pflege der Dispositionsparameter ist jedoch so groß, dass er von den Anwendern neben ihren normalen Aufgaben nicht bewältigt werden kann. Als Faustegel kann man davon ausgehen, dass für jeden Vollzeitdisponenten und jede Vollzeitplanerin eine Drittel- bis halbe Person erforderlich ist, um die Dispositionsparameter à jour zu halten. Dieser Aufwand wäre bereits aus wirtschaftlichen Gründen kaum realisierbar.

Letztlich noch gravierender ist, dass man zur richtigen Einstellung der Dispositionsparameter ein sehr tiefes Verständnis von den in einem Materialwirtschaftssystem eingesetzten Algorithmen benötigt. Ein so tiefes Verständnis ist bei Anwendern äußerst selten vorhanden.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Algorithmen eines Materialwirtschaftssystems wie Zahnräder eines Getriebes ineinandergreifen, sodass zumeist mehrere Parameter im Verbund miteinander eingestellt werden müssen, um ein gewünschtes Verhalten zu erreichen.

Letztlich sind Materialströme und Marktverhalten bei vielen Artikeln in einer Lieferkette nicht statisch, sondern dynamisch; sie verändern sich im Laufe der Zeit ständig und ähneln eher einem turbulenten Wildbach als einem laminar dahinfließenden Strom. Darum ist es schwierig bis unmöglich, die Dispositionsparameter mittels Bauchgefühl oder einfacher Berechnungen so zu setzen, dass sie mit diesen Turbulenzen zurechtkommen. Vor allen Dingen, wenn trotz dieser Turbulenzen ein angestrebtes Ziel zu erreichen ist, wie z.B. die Sicherstellung der geforderten Lieferbereitschaft bei möglichst geringen durchschnittlichen Lagerbeständen.

Zuverlässig können hier nur spezielle Softwaresysteme zur Dispoparameteroptimierung helfen, wie beispielsweise DISKOVER. Hier kann nicht nur genau festgelegt werden, unter welchen Randbedingungen eines Artikels welche Parametereinstellungen greifen sollen. Vielmehr werden die passenden Dispositionsparametereinstellungen durch Simulationen mit empirischen Daten ermittelt und in einem Expertensystem abgelegt. Dieses Expertensystem justiert sodann automatisch die Dispositionsparameter im Materialwirtschaftssystem nach.

Ein Materialwirtschaftssystem ohne Dispoparameteroptimierungssystem gleicht einer numerischen Werkzeugmaschine ohne CNC-Steuerung; auf dieses Abenteuer sollten Sie sich nicht einlassen!

Prof. Dr. Andreas Kemmner

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